„Digitale Kundenmagazine braucht kein Mensch!“

Mit diesen Worten unterbrach mich vor einigen Tagen ein potentieller Kunde, als ich ihm unsere Digital-Publishing-Plattform vorstellte. Er sagte dies nicht abweisend oder weil er neuen Entwicklungen nicht recht traute. Ich kenne ihn als Kommunikations-Experten schon eine Weile, ich weiß um seine Erfahrung im Corporate Publishing und die große Nähe zu seinen Lesern. Die Bemerkung war also keineswegs so dahingesagt.

Denn das Kundenmagazin – das erste seiner Art „Die kluge Hausfrau“ gab es übrigens schon in den Fünfzigerjahren – funktioniert seit jeher wie eine aufwendig zielgruppenspezifisch zugeschnittene Online-Kampagne heute: Sie soll den potentiellen Leser dann erwischen, wenn er sich gerade für dieses Thema interessiert. Bei Facebook-Kampagnen etwa lässt sich die anvisierte Zielgruppe durch Filter nach Interessen oder Ähnlichem eingrenzen. Das klassische Kundenmagazin erreicht den Kunden mitten im Leben: das Magazin über nachhaltige Ernährung liegt im Bio-Laden, das Heft für Handarbeitsbegeisterte kommt im Stoffkaufhaus mit in die Tüte und das Versicherungsmagazin steckt regelmäßig im Briefkasten.

Ein leichter Abwärtstrend ist auch ein Abwärtstrend

Ist es also nicht das Wesen des Kundenmagazins, aus der Situation heraus analog mitgenommen zu werden? Wer schnappt sich schon online ein ganzes Magazin oder lädt sich eines als App herunter?

Vielleicht kann man die erste Frage mit „ja“ und die zweite mit „kaum jemand“ beantworten. Gerade vor ein bis zwei Jahren war es sehr en vogue zu proklamieren, dass Print nicht tot sei und die Renaissance des gedruckten Magazins bevorstünde. Der Grund für diese angebliche Abkehr vom digitalen Trend: Die Auflagen von Kundenmagazinen waren weniger stark gesunken, als die des Print-Marktes insgesamt.

Ich kann das nicht als Erfolgsmeldung für den Markt für Print-Kundenmagazine sehen. Auch wenn er nur „weniger stark sinkt“, fehlt ihm doch die Zukunftsmusik. Und vielleicht sind Print-Kundenmagazine nur deshalb noch am Leben, weil die Herausgeber ihr Content Marketing perfektioniert haben und nun für den Leser gute, kostenfreie Inhalte anbieten, weil andere Print-Märkte wegbrechen.

Digitale Kundenmagazine mit flexiblen Formaten

Dank eben jenes Content Managements haben es Kundenmagazine geschafft, weniger als Werbung, sondern mehr als inspirierender Ratgeber angesehen zu werden. Je höher vor allem die inhaltliche Qualität, umso ernster genommen fühlt sich der Leser. Warum sollte man dies nicht ausweiten und den Content in solch flexiblen Formaten bieten, damit künftig nicht nur Leser sondern auch Hörer und Zuschauer das Kundenmagazin konsumieren können? Sprich: Ein Online- oder App-Magazin können ein Print-Mag perfekt ergänzen und erweitern. Podcasts, Videos, Life-Produkttest, umfangreichere Hintergrundmaterialien, Chats mit Produktentwicklern oder Testimonials – es gibt tausend Möglichkeiten. Und Content, der online verfügbar ist, kann deutlich mehr Reichweite schaffen. Denn die „kluge Hausfrau“ etwa informiert sich nicht nur durch ihr Kundenmagazin, sie googelt auch.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Renaissance des Print-Magazins ausbleiben wird. Vielmehr sehe ich Mediennutzer, die ihre Medien wählen, wie es ihnen gerade passt. Manchmal gehört da eben auch ein Print-Magazin dazu. Aber eben nur noch manchmal.

Über Serdal Kutun

Serdal Kutun ist Head of Sales von PressMatrix. Mit über fünf Jahren Erfahrung in der Digital Publishing-Branche kennt er die Herausforderungen der Verlage und Corporate Publisher. Als Wirtschaftsingenieur hat er ein Gespür für Trends und Marktwachstum, dabei behält er stets das komplexe Verlagssystem im Blick.

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