Wenn Vorreiter auf ihre Leser treffen

Interview mit Christopher Strobel, Geschäftsführer Strobel Verlag

Durch diverse Smart-Home-Technik erhält die Digitalisierung immer mehr Einzug in den Alltag und fügt sich so selbstverständlich wie eine Lampe in das eigene Heim ein. Für einen Fachverlag für Haustechnik liegt hier ein facettenreiches Themen-Repertoire, aber auch die Herausforderung, die mitunter noch analogen Zielgruppen erst einmal digital abzuholen.

Christopher Strobel, Geschäftsführer des Strobel Verlags, sieht diese Zielgruppe als Chance, um neue Formate auszuprobieren und auch mal kleine Fehler zu machen.


PressMatrix: Herr Strobel können Sie uns zu Beginn Ihren gleichnamigen Verlag kurz vorstellen?

Christopher Strobel: Wir bezeichnen uns selbst als Fachverlag für Haustechnik. In unserem Verlag erscheinen mehrere Titel für die Sanitär-, Heizung- und Klimabranche, die sich vorrangig an Installateure und Fachplaner richten.
Darüber hinaus bedienen wir mit unseren Publikationen den Markt der Erneuerbaren Energien, die Küchenbranche und den Markt für Flüssiggase.
Mit dem B2C-Titel „inwohnen“ gehen wir viermal im Jahr mit den Themen Bad und Küche an den stationären Zeitschriften Kiosk.

PMX: Auf Ihrer Website sowie in den Publikationen Ihres Verlags plädieren Sie für die unbedingte Integration von smarten Technologien in die Haus- und Gebäudetechnik. Wie weit geht Ihr Anspruch ein Taktgeber des digitalen Wandels nicht nur für die Haustechnik, sondern auch im Fachverlagsgeschäft zu sein?

CS: In der Haustechnik ist das Smart-Home-Thema mehr als ein Marketing-Gag und damit für uns ein weiterer Schwerpunkt innerhalb unseres Angebots, da es unseren Lesern neue Märkte erschließt.
Smart-Home-Technologien kommen insbesondere im Neubau mehr und mehr zum Einsatz. Hier sind Komfort- und Sicherheitssteigerungen aufgrund digitaler Technik möglich. Der Einsatz von Smart-Home, zum Beispiel in der Heizungstechnik, bedeutet Komfort- und Effizienz-Gewinn. Die Möglichkeit Heizungsanlagen dezentral per App zu steuern, beziehungsweise die Nutzungsgewohnheiten der Bewohner zu berücksichtigen, also die Frage, welche Räume überhaupt im Moment beheizt werden müssen, bringt außerdem Kostenvorteile.
Dieses Markt- und Betätigungsfeld ist für unsere Zielgruppe noch sehr neu, weshalb wir diese Themen den Lesern in unseren Publikationen nahe bringen wollen – und dabei natürlich Vorreiter sein wollen.

Unsere Informationen gelangen allerdings über die verschiedensten Kanäle zu unseren Zielgruppen. Wir orientieren uns dabei nach deren jeweiligen Bedarf und Lesegewohnheiten.

PMX: Die Fachmagazine des Strobel Verlags kommen nicht nur in der klassischen Printvariante daher. Stattdessen werden die Inhalte in verschiedenen Formaten und für diverse Kanäle, von Webseiten über Social Media bis hin zu YouTube und in einer App, aufbereitet. Wie wichtig sind die unterschiedlichen Formate in Ihren Augen?

CS: Richtig, der Strobel Verlag hat im 146. Jahr seines Bestehens eine App herausgegeben, in der die Zeitschriften des Hauses zu finden sind.
Unsere Informationen gelangen allerdings über die verschiedensten Kanäle zu unseren Zielgruppen.
Wir orientieren uns dabei an deren jeweiligen Bedarf und die Lesegewohnheiten. Ob über Social-Media-Kanäle wie Facebook und YouTube bis hin zu von uns moderierten und organisierten Xing Experten-Gruppen wird alles bedient.

PMX: Welche Strategien verfolgen Sie mit den Kanälen und welche Herausforderungen galt es zu lösen?

CS: Wenn sich hier noch nicht überall Advertising Geschäftsmodelle ergeben haben, so verfolgen wir die Strategie, dass diese Kanäle unsere Reichweite insgesamt erhöhen und für unsere Webseiten Traffic-Treiber sind. Unsere Webseiten wiederum unterliegen der professionellen Vermarktung.
Als Herausforderung gilt dabei, dass die unterschiedlichen Zielgruppen unterschiedlich angesprochen werden möchten und wir sie möglichst auf allen Kanälen erreichen wollen. So sind die Fachplaner gerne in Xing Experten-Gruppen unterwegs, während die Verarbeiter über Facebook adressierbar sind oder auch auf YouTube stöbern.

PMX: Welche Erfahrungen haben Sie auf den unterschiedlichen Kanälen bereits gemacht, was hat sich bewährt und was nicht? Was sagen die Nutzer und Ihre Leser?

CS: Unsere Erfahrungen sind, dass unsere Zielgruppen sich langsam an die digitalen, insbesondere sozialen, Medienkanäle gewöhnen. In einer Branche wie die Haustechnik mit Planern und Handwerkern sind Digital Natives noch eher die Ausnahme. Das stört uns nicht, denn hier hat Print noch einen sehr großen haptischen Nutzungswert und wir haben als Verlag Zeit mit Digital-Modellen unsere Erfahrungen zu sammeln, zu testen und auch kleine Fehler zu machen, die wir korrigieren können. Manchmal haben wir das Gefühl, dass wir in digitalen Dingen sogar weiter vorausdenken als unsere Zielgruppen derzeit.

PMX: Die Strobel Fachpublikationen bieten Sie in einer eigenen Kiosk-App an. Welche Herausforderungen galt es hier zu bewältigen? Und welche Erfahrungen haben Sie mit der App gemacht?

CS: Wir wurden am Markt oft darauf angesprochen, ob der Strobel Verlag statt der Print-Ausgabe auch eine Online-Ausgabe zum Blättern anbiete oder sogar eine App zur Verfügung stelle. Es ist durchaus gewünscht die Informationen so zu bekommen wie im Heft, d.h. also im gleichen Layout.
Wir haben uns im Zuge unserer Recherchen dann für die PressMatrix-App entschieden.

… wenn es den Fachverlagen gelingt ihre Angebote über die verschiedenen Kanäle zu ihren bekannten Nutzergruppen zu bringen, ist es um die Vermarktung der Fachinformation auch in Zukunft nicht schlecht bestellt.

PMX: Passende Monetarisieungsmodelle zu finden, um auch kostenlose Inhalte zu finanzieren, ist immer noch ein viel diskutiertes Thema in der (Fach)Verlag-Branche. Welche Strategien verfolgen Sie in dieser Hinsicht beim Strobel Verlag?

CS: Die in der App enthalten Werbe- und Sponsoring-Möglichkeiten nutzen wir im Moment noch nicht aus – das ist aber geplant. Auch hier muss der Anzeigenkunde beziehungsweise müssen die Agenturen erst einmal erfahren, wie das Sponsoring in der App funktioniert.
Die App bietet die Möglichkeit variable Abo-Preismodelle einzuführen. Wir handhaben es zunächst so, dass zahlende Abonnenten unserer Zeitschriften über ihre Kundennummer einen freien Lesezugang erhalten. Nichtzahler müssen die Online-Ausgabe zum gleichen Preis der Print-Ausgabe im App-Kiosk kaufen.

PMX: Auf dem kürzlich in Berlin stattfindenden Kongress der Deutschen Fachpresse wurde von einem Umsatzplus in der Fachverlag-Branche gesprochen. So schlecht scheint es gar nicht zu laufen. Halten Sie die Aufregung um neue Erlösmodelle für übertrieben?

CS: Auf dem Kongress der Deutschen Fachpresse herrschte einhellig die Meinung, dass, wenn es den Fachverlagen gelingt ihre Angebote über die verschiedenen Kanäle zu ihren bekannten Nutzergruppen zu bringen, ist es um die Vermarktung der Fachinformation auch in Zukunft nicht schlecht bestellt. Anzeigen-Erlös-Verluste können durch neue Sponsoring-Formen, digitale Erlöse auf Webseiten und in E-Mail-Newslettern als auch über digitale Abo-Modelle und Verkäufe von E-Paper aufgefangen werden.

PMX: Werfen wir einen Blick in die Zukunft: Wie wird sich Ihrer Meinung nach die Kundenkommunikation in Zukunft verändern oder wie muss sie sich verändern, um erfolgreich zu bleiben?

CS: In weiterer Zukunft sollten die Verlage sicherlich einiges daransetzen, mehr über ihren Nutzer und Leser zu erfahren. Das nächste Thema heißt Lead-Generation und Verkauf an spitze, aber hoch interessierte Zielgruppen. Zu wissen, was der Kunde möchte beziehungsweise als Nächstes kaufen wird, wird ein interessantes Asset, welches Fachverlage ihren heutigen industriellen Anzeigenkunden morgen gut verkaufen können.

Über Christopher Strobel:

Christopher Strobel ist seit 1990 für den Strobel Verlag tätig und seit 2003 alleiniger geschäftsführender Gesellschafter der Strobel Verlag GmbH & Co. KG. Als studierter Betriebswirt ist er außerdem Förderer der Wirtschaftsjunioren Deutschland (WJD) und Mitglied des Industrie- und Handelsclubs (IHC) der Industrie- und Handelskammer zu Arnsberg und des World Plumbing Council (WPC). Darüber hinaus engagiert er sich als Beirat im Vorstand des Verbandes Druck + Medien Nord-West e.V. und als Vorstandsmitglied in Nordrhein-Westfalen e.V. (VZV NRW).

Die Kiosk-App des Strobel Verlags gibt es für iOS und Android.


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