Nur weil Medienangebote digital verfügbar sind, sind sie noch lange nicht digital erfolgreich. Um das zu erreichen, könnte es helfen, sich einiges beim Online-Marketing abzuschauen.
‚Die Aufmerksamkeit des Nutzers ist stark begrenzt und schwer zu erreichen‘, ‚Print-Medien verlieren stark an Bedeutung und digitale Angebote können den Umsatzverlust nicht auffangen‘. ‚Medienmacher müssen ihre Zielgruppe auf den passenden digitalen Kanälen ansprechen‘ – diese und ähnliche Phrasen haben Sie und ich, die wir uns mit der Digitalisierung der Medien beschäftigen, oft genug gehört. Und es macht die Sache nicht einfacher, dass sie wahr sind.
Vielleicht lässt sich die Situation der Medienwelt so zusammenfassen: Digitale Angebote gehören zum guten Ton. Verlage und Unternehmen testen verschiedene Ideen, um diese zu monetarisieren, doch an dauerhaft tragfähigen Konzepten fehlt es bislang. Die Nutzer – vom Leser über den Hörer bis zum Zuschauer – agieren längst sehr digital, nehmen digitale Contents gerne an, sind aber nur bedingt zahlungsbereit. Die Folgen spüren die Medienmacher konkret: Die Zielgruppe sucht immer weniger nach einer Publikation mit den für sie relevanten Themen, sondern recherchiert themenspezifisch über zahlreiche zumeist digitale Quellen hinweg. Das macht es schwierig, Abos zu verkaufen.
Online-Sichtbarkeit muss erarbeitet werden
Die meisten Medienmacher sind bereits digital unterwegs und haben ihr Print-Angebot entsprechend erweitert, mit einem Webportal etwa oder einer Magazin-App für Smartphone und Tablet. Ein guter, sehr wichtiger Schritt. Dennoch: Da Content praktisch zu jedem Thema massenhaft und ständig zur Verfügung steht, ist es für einzelne Angebote schwer, sich dem Interessenten im passenden Moment anzubieten. Große Verlagshäuser mögen es schaffen, sich mit viel Werbung und aufmerksamkeitsstarken Aktionen potenziellen Kunden immer wieder ins Gedächtnis zu rufen. Mittlere und kleinere Medienmacher – zu diesen zählen auch beispielsweise Unternehmen, für die die Herausgabe eines Kundenmagazins zur Kundenbindung dient, aber nicht zum Hauptgeschäft gehört – ist das kaum zu meistern. Zumal bei breit aufgestellten Kampagnen, die Streuverluste sehr hoch sind. Für ein Fachmagazin mit klar definierter Zielgruppe kaum interessant und schlicht nicht bezahlbar.
Medienmacher stehen also im Prinzip vor demselben Problem, vor dem alle Unternehmen standen, als das Internet gezielte Suche nach Produkten Dienstleistern samt Bewertungsmechanismen geschäftstauglich machte. Vorbei die Zeit der Mund-zu-Mund-Propaganda und der langjährigen Kundenbeziehungen – der günstigere Wettbewerber nur den berühmten einen Klick entfernt. Mehr noch: Sucht ein potenzieller Kunde den passenden Anbieter, muss man als ebensolcher in der Liste des Suchmaschinen-Ergebnisses entsprechend ranken, um relevant zu sein. Mehr als eine Seite Suchergebnisse sieht sich kein Mensch an – die Zeit ist knapp und Aufmerksamkeit eben rar. Mit SEO, Adword-Kampagnen und Social Media Storytelling müssen sich Unternehmen ihren Online-Rank immer wieder neu erarbeiten.
Digital erfolgreich: Medienmacher werden zu Online-Marketiers
Was heißt das für digitale Medienangebote? Sie brauchen genau das. Eine Magazin-App findet nicht per se Leser, nur weil sie da ist und die Inhalte der Print-Variante nun digital konsumierbar sind. Natürlich lassen sich in einem digitalen Magazin Inhalte viel nutzerfreundlicher darstellen, mit eingebunden Audiofiles etwa oder kurzen hörbaren Teasern. Das Angebot wird damit attraktiver. Allerdings aber muss das Angebot vom anvisierten Kunden im richtigen Moment gefunden werden.
Online Marketing kann das erreichen. Mit einem jeweils individuellen Mix aus SEO, Website-Optimierung hinsichtlich User Experience (sprich: mit wenigen Klicks zum passenden Angebot), Online-Bewerbung durch Advertising und AdWords sowie Zielgruppenanalyse. Besonders letzterer kommt eine besondere Bedeutung zu: Denn es gibt zahlreiche Möglichkeiten, über die sich eine Online-Kampagne zuspitzen lässt, Stichwort „Streuverluste vermeiden“: Sollen eher Print-Abonnenten von einem Zusatz-Online-Angebot überzeugt oder ganz neue Leser gewonnen werden? Ist die Zielgruppe eher auf Facebook unterwegs oder informiert sie sich über Twitter? Wie mobil-affin ist die Zielgruppe und welche digitalen Konkurrenzangebote gibt es? Alles typische Fragen, die sich viele Medienmacher sicher schon gestellt haben. Wenn es nun gelingt, dies in eine flexibel anpassbare Online-Kampagne umzuwandeln, die die Nutzer dort abholt, wo sie sind, werden digitale Umsätze wachsen.
Ein spannendes Thema, welches eine Detailbetrachtung verdient. In meinem nächsten Blogbeitrag werde ich einige wichtige Kriterien der Zielgruppen-Analyse beschreiben, die direkten Einfluss auf eine Online-Kampagne haben – damit diese digital erfolgreich ist.
Über Jens Gützkow
Jens Gützkow ist Mitbegründer und Geschäftsführer von PressMatrix. 2011 gegründet, unterstützt das Unternehmen Publisher bei der Entwicklung und Umsetzung von digitalen Monetarisierungsmodellen. Bereits zuvor prägten Jens Gützkow und von ihm mitgegründete Start-ups die Evolution digitaler Geschäftsmodelle mit: Schon lange bevor es App Stores gab, beschäftigte er sich mit Mobile Apps. Er brachte eine Videoplattform mit innovativem Umsatzkonzept auf den Weg und unterstützte u. a. das EU Forschungsprojekt „P2P Next“.